Gebäudereinigung in Deutschland

Gleich eine Frage vorneweg. Wussten Sie, dass das Gebäudereiniger-Handwerk das beschäftigungsstärkste Handwerk in Deutschland ist? Von 100 Arbeitnehmern in Deutschland ist eine Person im Gebäudereiniger-Handwerk tätig. In Zahlen sind das rund 600.000 Menschen.

Was schätzen Sie, wo der Umsatz in diesem Handwerk im Jahre 2012 lag? Bei über 13 Mrd. € mit steigender Tendenz. Der Gebäudereinigungsmarkt in Deutschland ist vor allem klein- und mittelständisch strukturiert. Rund 80 % der Unternehmen sind Kleinbetriebe mit einem Umsatz von weniger als 500.000 Euro Jahresumsatz, allerdings realisieren sie nur etwa 15 Prozent des Branchenumsatzes. An die 50 Prozent des Umsatzes wird von Unternehmen erwirtschaftet mit einem Jahresumsatz von über 5 Millionen Euro. Den restlichen Umsatz erwirtschaften Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 500.000 und 5 Millionen Euro Jahresumsatz.

Das sind die aktuellen Branchendaten:

 

2008

2009

2010

2011

2012

Unternehmen

14.276

15.746

17.059

18.489

20.097

Beschäftigte

549.591

540.248

587.485

584.548

581.041

Umsatz in Tsd. €

11.413.331

11.070.931

12.433.299

12.843.598

13.216.062

Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 4 Reihe 7.1.1.2 (2011 und 2012: Hochrechnung anhand von Indizes)

Die Branche im internationalen Vergleich

Der deutsche Reinigungsmarkt liegt vom Volumen her in Europa klar an der Spitze vor den Nachbarstaaten Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien. Der Gesamtumsatz der Betriebe lag 2010 bei knapp 65,1 Milliarden Euro. Runde 80 Prozent wurden von den gerade erwähnten fünf führenden Ländern erwirtschaftet. Diese Zahlen werden regelmäßig vom Dachverband der Reinigungsindustrie EFCI (http://www.feni.be/) veröffentlicht. Weil deutsche Reinigungsunternehmen auch im europäischen Ausland tätig sind, ist der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks aus diesem Grund seit langem Mitglied der Dachverbände EFCI (European Federation of Cleaning Industries), der Féderation International des Entreprises de Nettoyage (FIDEN), sowie des Weltverbandes World Federation of Building Service Contractors (WFBSC).

Eine Branche im Wandel - die Chance mutig ergreifen

In der Gebäudereiniger-Branche ist ein starker Verdrängungswettbewerb vorherrschend. Marktanteile lassen sich vor allem auf Kosten von Wettbewerbern gewinnen. Das setzt mittelständische Gebäudereiniger unter Druck. Zwei Entwicklungen prägen den Markt.

1. Große Konzerne vergeben Reinigungsaufträge deutschlandweit. Das führt dazu, dass mittelständische Unternehmen ohne ein flächendeckendes Niederlassungsnetz Aufträge verlieren.

2. Einfache Reinigungstätigkeiten werden an Ein-Mann-Unternehmen mit geringen Strukturkosten vergeben.

Diese Entwicklung wird durch die Neuregelung der Handwerksordnung von 2004 verschärft. Seit dieser Änderung wird für die Führung eines Gebäudereiniger-Handwerksbetriebs keine Meisterpflicht mehr vorausgesetzt. Es bestehen also keine formalen Qualifikationsanforderungen mehr, um das Gesamtspektrum möglicher Gebäudereinigungsarten anbieten zu können. Dazu kommt, dass durch das Freizügigkeitsgesetz in der EU keine Markteintrittsbarrieren mehr bestehen.

Die Folge: Die Zahl der Gebäudereiniger-Handwerksbetriebe nimmt zu, der Wettbewerb wird größer, die Preise fallen – es herrscht ein intensiver Verdrängungswettbewerb.

Welche Auswirkungen das auf mittelständische Unternehmen hat, verdeutlichen wir in diesem Artikel.

Das Portfolio wird größer

Das klassische Angebot in der Branche war lange Zeit die Unterhaltsreinigung und die Glas- und Fassadenreinigung. Mittlerweile haben viele Unternehmen ihr Angebotsspektrum deutlich erweitert. Warum? Weil schon in den 90er Jahren die traditionelle Gebäudereinigung zu etwa 80 Prozent und die Glas- und Fassadenreinigung zu rund 90 Prozent von gewerblichen Großkunden an externe Dienstleister ausgelagert wurde.

Daher begannen die Unternehmen ihr Dienstleistungsangebot zu erweitern, um weiterhin konkurrenz- und zukunftsfähig zu bleiben. Jetzt gehören zum Dienstleistungsspektrum Tätigkeiten wie Wachdienste, Catering, Landschafts- und Gartenpflege und Instandhaltungs- und Umzugsdienstleistungen. Ein ganz klarer Trend zeichnet sich ab: Die führenden Unternehmen bieten ein ganzheitliches Facility Management an, in dem technische, infrastrukturelle und kaufmännische Tätigkeiten von einem Dienstleister übernommen werden.

Der Vorteil für den Kunden liegt klar auf der Hand: Die Kosten werden reduziert, sie werden transparenter und die Abwicklung wird viel einfacher, weil er jetzt nur noch einen Ansprechpartner hat.

Die Chancen für Gebäudereiniger

Noch bilden die Reinigung von Industrie- und Bürogebäuden die Auftrags-schwerpunkte in der Branche. Wenn man sich aber umsieht, gibt es in anderen Bereichen Wachstumspotenziale, beispielsweise im Bereich des Gesundheits-wesens. Denn dort entfallen ca. 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten auf sekundäre Leistungsbereiche wie die Verpflegung und Reinigung, welches derzeit häufig noch von klinikinternem Personal verrichtet wird. Diese Dienstleistung kann durchaus ausgelagert werden, verlangt allerdings von dem externen Dienstleister die notwendige Fachkompetenz für diesen hochsensiblen Bereich. Weitere Wachstums-potenziale liegen im Sport-und Freizeitsegment oder im Beförderungswesen, auf Flughäfen und Bahnhöfen.

Die Erweiterung des eigenen Dienstleistungsportfolios hat einige, sehr wesentliche Vorteile:

  1. Sie können neue Kundengruppen erschließen.
  2. Sie können das erweiterte Portfolio bestehenden Kunden anbieten und den Umsatz dort steigern.
  3. Sie befriedigen den Wunsch vieler Kunden nach einem einzigen Ansprechpartner für unterschiedliche Dienstleistungen.

Welche Strategie ist sinnvoll für eine gesunde Entwicklung?

Aus der gerade beschriebenen Situation ergeben sich zwei mögliche Strategien für den mittelständischen Gebäudereiniger.

1. Er konzentriert sich auf regionales Wachstum und erweitert die Angebotspalette durch Zusatzdienstleistungen. Und schöpft so das Potenzial bei den bestehenden Kunden noch besser aus und wird dort zu einem Komplettanbieter.

2. Das mittelständische Unternehmen kooperiert mit anderen Unternehmen, die eine andere Angebotspalette anbieten und erweitert so das Portfolio. So können diese Unternehmen überregional anbieten.

Weiterführende Informationen finden Sie hier:

http://www.die-gebaeudedienstleister.de/die-branche/daten-und-fakten/

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